Analfistel

Was ist eine Analfistel und wie entsteht sie?

Die perianale Fistel ist meist die Folge nicht abgeheilter periproktischer Abszesse. Die Fistel stellt somit ein chronisches Stadium dieser entzündlichen perianalen Erkrankung dar. Im Afterkanal befinden sich kleine Taschen (Krypten), in die die Afterdrüsen münden, Risse im Analkanal können auch ursächlich wirken. Eingedrungene Bakterien verursachen Entzündungen und Abszesse (abgekapselte Eiterherde), die in den Analkanal und an die Körperoberfläche durchbrechen. So entstehen röhrenförmige Kanäle (Fisteln), die oberflächlich unter der Haut und der Schleimhaut des Afters liegen, zwischen den Schließmuskeln hindurch ziehen, die Muskeln durchbohren oder umgreifen können

Je wohin sie durchbrechen unterscheidet man  intersphinktäre, transsphinktäre, suprasphinktäre und extrasphinktäre Fisteln. Eine Sonderform ist die inkomplette innere intrasphinktäre Fistel, die einen blind endenden, ca. 0,5-1 cm langen Gang, meist im Bereich der hinteren Kommissur, darstellt. Bei allen anderen Fisteln finden sich im Analkanal oder unteren Rektum jeweils die primäre und äußerlich auf der Haut die sekundäre  Fistelöffnung. Nicht selten liegt ein verzweigtes Fistelsystem mit mehreren äußeren Öffnungen vor.

Bei akut entzündeten Fisteln tritt ein unterschiedlich starkes eitrig-seriöses, auch blutiges Nässen auf. Schmerzen sind für die Fistel nicht typisch, wohl aber für die inkomplette  innere intrasphinktäre Fistel der sog. Spät- oder Intervallschmerz, der sich 5-20 Minuten nach der Stuhlentleerung einstellt.

Bild 2: Analfistel

 (s. Abbildungen Seite 2).

Diagnostik

Die obligate Diagnostik beinhaltet neben der Anamnese eine genaue Inspektion und Palpation der Anal- und Perianalregion (Ruhe- und im Preßversuch) sowie die rektaldigitale Untersuchung und Rektoskopie Rektoskopie. Eine endoskopische Abklärung des Kolonrektums sollte bei allen Patienten über dem 40. Lebensjahr mit Blutungssymptomatik und bei Risikopatienten
(familiäre Anamnese, usw.) nach dem 35 Lebensjahr erfolgen. Die Therapie der extrasphinktären und suprasphinktären Fisteln sollte operativ erfolgen. Bei den intersphinktären und kleineren transsphinktären, ebenso bei den inkompletten inneren intrasphinktären Fisteln, kann auch eine langzeitige Fadendrainage zur Reinigung des entzündlichen Infiltrats führen. Das tritt in
etwa 60% der drainierten Fisteln auf, erfordert aber viel Geschickseitens des Arztes und viel Geduld seitens des Patienten.

Die innere Fistelmündung kann im Analkanal oder (selten) weiter oben im Mastdarm liegen. Verzweigte Gänge werden als Fuchsbaufisteln bezeichnet. Hufeisenfisteln haben häufig zwei äußere Öffnungen. Komplizierte Fisteln verbinden den Darm mit einer Körperhöhle, z.B. der Harnblase oder der Gebärmutter. In manchen Fällen verbirgt sich hinter der Fistel eine chronische Darment-zündung (z.B. Crohnsche Krankheit oder Colitis ulcerosa).

 

Gefahren ohne Behandlung?

 

Ohne Operation besteht praktisch keine Aussicht auf eine dauerhafte Heilung. Die Fistel kann ständig nässen und die Wäsche verschmutzen. Immer wieder treten Schmerzen und neue Abszesse auf, die zu einer allmählichen Zerstörung der Schließmuskulatur und zu einer Stuhlhalteschwäche führen können. Bei langer Dauer des Leidens besteht auch erhöhte Krebsgefahr.

 

Behandlungsalternativen?

Wenn die Operation zur Zeit nicht möglich ist, kann die sogenannte Fadenmethode (Einführen eines Fadens bzw Seton durch den Fistelgang) angewandt werden. Aus der äußeren Fistelöffnung sondert sich dann eitriges Sekret ab; die Methode verhütet jedoch in der Regel die Bildung neuer Abszesse. Mit diesem Verfahren lässt sich manchmal die Fistel auch ausheilen, allerdings ist dies sehr langwierig (über Monate bis Jahre). In Ihrem Fall/Im Falle Ihres Kindes raten wir jedoch zur Operation.

 

Welche Operationsverfahren kommen in Frage?

 

Die Operation erfolgt in Vollnarkose oder Regional-anästhesie, bei ambulanten Eingriffen auch in örtlicher Betäubung. Über die Einzelheiten und Risiken des Betäubungsverfahrens werden Sie gesondert aufgeklärt.

 

Fistelspaltung:

 

Fisteln heilen nur aus, wenn das gesamte Gangsystem von der inneren Öffnung im Analkanal bis zur Hautöffnung gespalten und seitlich verbreitert wird. Dabei kann es erforderlich sein, Teile der After- schließmuskeln zu durchtrennen. Die gespaltene Fistel darf nicht vernäht werden; es verbleibt also eine offene Wunde, die aus der Tiefe heraus zuheilt.

Innerer Verschluss und äußere Umschneidung

Die innere Öffnung von Fisteln, die weit oben im Mastdarm münden und die Schließmuskulatur umgreifen, werden mit verpflanzter Darmwand (Schleimhautplastik) verschlossen. Gleichzeitig ist eine breite (kegelförmige) Ausschneidung außerhalb des Darmes erforderlich. Zur Vorbereitung muss der Darm durch eine Trink-Spülung komplett gereinigt werden. Nach der Operation dürfen Sie einige Tage nur „Astronautenkost“ zu sich nehmen.

 

Ist ein künstlicher Darmausgang erforderlich?

 

In seltenen Fällen, insbesondere bei wiederholten Rezidiven (Rückfall des Leidens), bei schwerem Grundleiden oder ausgedehnten Fistelsystemen, kann es erforderlich sein, zur Entlastung des Darmes für einige Monate einen künstlichen Ausgang (Bauchafter) anzulegen. Falls eine solche Maßnahme bei Ihnen erforderlich sein sollte, wird Sie der behandelnde Arzt über Vor- und Nachteile, mögliche Risiken und Langzeitfolgen der zusätzlichen Maßnahme gesondert aufklären.

 

Mögliche Zwischenfälle bei und nach der Operation?

Im Allgemeinen handelt es sich hier um einen risikoarmen Eingriff. Trotz größter Sorgfalt kann es dennoch vereinzelt zu Zwischenfällen kommen, die u.U. weitere Behandlungsmaßnahmen/Nachoperationen erfordern. Zu nennen sind insbesondere:

 

  • allergische Reaktionen gegen Betäubungsmittel oder andere Medikamente kommen vereinzelt vor. Sehr selten kommt es zum lebensgefährlichen Kreislaufschock, der intensivmedizinische Behandlung noch mehrere Stunden/Tage nach der Operation erfordern kann;
  • stärkere Blutungen treten selten auf und müssen ggf. durch eine Naht oder Einspritzung gestillt werden. Blutübertragungen sind fast nie erforderlich;
  • Nerven (z.B. für Blase, Darm, Ischiasnerv) können bei den seltenen Fuchsbaufisteln oder bei ausgedehnten,

 

 

2 Kommentare

  1. Hallo Hr. Dr. ich laboriere schon fast 2 Jahre an einer künstlichen Fistel oder Fazienverletzung habe bisher immer nur div. Cremen bekommen… es ist Alles sehr unangenehm
    bitte um Hilfe ! denke das ich schon eine Nervus Pudendus Neuralgie habe..
    dringend… auch gerne 0664-513-8886

    • Eine Pudendus-Neuralgie ist nicht mit einer Fistel vergleichbar. Die Fistel ist schmerzlos. Liegt eine Einklemmung des sogenannten Schamnervs (Nervus pudendus) sind stichartige Schmerzen im Unterleib, Leisten und Analregion typisch. Die Diagnose ist nicht einfach, Schmerzen im Versorgungsgebiet des Pudendusnervs, Schmerzen im Sitzen sind Hinweise. Mit einer speziell angefertigten Handschuh-Elektrode erfolgt die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) und somit kann eine Schädigung des Nervus pudendus nachgewiesen werden. Die Behandlung besteht durch Ultraschall-gezielte Vereisung oder Verödung des Nervens. Die Nervenblockade sollte zu einer deutlichen Besserung, beziehungsweise Verschwinden des Schmerzes führen. Nicht selten aber sind mehrere Injektionen notwendig. Es sind aber nur wenige Neurologen und Radiologen für die Diagnose und Behandlung spezialisiert.

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