Definition
Die Gastritis ist eine Entzündung der Magenschleimhaut, die in zwei voneinander unabhängigen Formen auftreten kann. Man unterscheidet die akute und die chronische Gastritis. Die Magenschleimhaut, die den gesamten Mageninnenraum auskleidet, produziert den Magensaft. Hierbei handelt es sich um eine klare, saure Flüssigkeit (Magensäure mit pH-Wert=1), die auf Grund der Beimengungen der Haupt- und Belegzellen verdauungsfördernd und keimabtötend wirkt. Durch die Bewegungen der Magenwand wird der Magensaft mit der Nahrung vermischt. Die eiweißspaltenden Enzyme entwickeln ihre volle Wirkung nur bei gleichzeitiger Anwesenheit der Magensäure. Nach einer Nahrungsaufnahme kann die Magensaftsekretion gegenüber dem Nüchternzustand um den Faktor 100 ansteigen. Die Magensaftsekretion wird sowohl über nervale als auch über hormonelle Signale gesteuert.
Ein weiteres Produkt der Magenschleimhaut neben dem Magensaft ist der von den Nebenzellen gebildete alkalische Schleim, dem eine wichtige Schutzfunktion zukommt.Da dieser Magenschleim die Salzsäure des Magensaftes binden kann, schützt er den Magen auf diese Weise vor einer Selbstverdauung.
Die wohl häufigsten krankhaften Veränderungen des Magen sind das Magengeschwür = Ulcus ventrikuli , sowie die Magenschleimhaut-entzündung = Gastritis. Im Folgenden soll auf die Gastritis näher eingegangen werden. Die beiden Formen der Gastritis, die akute und die chronische Gastritis, unterscheiden sich hinsichtlich Ursachen, Symptomen und Therapiemöglichkeiten deutlich voneinander.
Ursachen
Nach der zugrundeliegenden Ursache können 3 Formen der chronischen Gastritis, Typ A, B und C, unterschieden werden:
Gastritis Typ A (Autoimmungastritis) Hier handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die durch Antikörper gegen die Belegzellen sowie den Intrinsic factor (s.o.) hervorgerufen wird. Als Folge kommt es zu einer verminderten Säureproduktion. Durch den Mangel an Intrinsic factor ist die Vitamin-B12-Resorbtion gehemmt, was zu einer perniziösen Anämie führt. Diese Form der Gastritis ist aber relativ selten.
Gastritis Typ B
Diese Form der Gastritis wird zu 90 % durch das Bakterium Helicobakter pylori verursacht. Andere Bakterien, Viren und gelegentlich Parasiten sind wesentlich seltener. Die Entdeckung des Helicobakter pylori liegt erst wenige Jahre zurück.
Dieses Bakterium ist in der Lage, im sauren Milieu des Magens zu überleben. Durch das Enzym Urease kann der Keim durch Ammoniakbildung um sich ein alkalisches Milieu aufbauen.
Neue Untersuchungen zeigen, dass die Magenbesiedlung mit Helicobakter pylori mit steigendem Lebensalter zunimmt. Allerdings haben nicht alle Menschen, bei denen dieser Keim im Magen nachgewiesen wird, auch eine Gastritis!
Gastritis Typ C
Die Gastritis Typ C ist die Folge chemisch-toxischer Prozesse. Diese entstehen durch einen Rückstrom, d.h. Reflux, von Galleflüssigkeit aus dem Zwölffingerdarm in den Magen.
Symptome
- Koliken im rechten Oberbauch
- Blähungen während der Nahrungsaufnahme
- Dyspepsie:Völlegefühl, Brechreiz, Anorexie
- Exzessive Gase
- Epigastrischer Schmerz
Allen Formen der chronischen Gastritis ist gemeinsam, dass eigenständige und spezifische Symptome fehlen. Die Patienten berichten im allgemeinen über unspezifische Beschwerden, Appetitlosigkeit, Druck in der Magengegend. Patienten
mit Typ-A-Gastritis fallen eher durch Symptome, die durch die Anämie bedingt sind, z.B. Müdigkeit, Blässe, auf.
Diagnostik
Die Diagnose der chronischen Gastritis im allgemeinen sowie ihrer 3 Formen im speziellen kann nur mit einer feingeweblichen, d.h. histologischen, Untersuchung
gestellt werden. Die Proben dazu müssen bei einer Magenspiegelung gewonnen werden. Um einen Hinweis auf eine Besiedlung des Magens mit Helicobakter pylori zu erhalten, kann eine spezieller Atemtest vorgenommen werden.
Komplikationen
Die Komplikation der Typ-A-Gastritis besteht in einer erhöhten Häufigkeit des Auftretens von Magenkrebs. Bei den anderen Gastritisformen hat sich solch ein Zusammenhang nicht gezeigt.
Behandlung
Die chronische Gastritis stellt überwiegend einen Zufallsbefund bei Magenspiegelungen dar. Solange keine spezifischen Beschwerden beklagt werden, ist eine Therapie im Falle
einer Typ-B-Gastritis nicht notwendig. Hat der Patient allerdings eine symptomatische Helikobakter-Infektion, kann ein Abtöten, d.h. eine Eradikation, des Keimes mit einer
Triple-Therapie erfolgen. Diese besteht aus Wismut und einer Kombination aus zwei verschiedenen Antibiotika, z.B. Amoxicillin und Metronidazol.
Bei Patienten mit einer Typ-A-Gastritis und demzufolge einer Perniziösen Anämie werden hinsichtlich der Anämie symptomatisch behandelt und erhalten parenteral, d.h. unter
Umgehung des Magendarmtraktes, Vitamin B12 als Injektion.