Symptomen; Verstopfung

Leitsymptome Verstopfung (Obstipation) Patienteninformation Chirurgische Praxis Dr Bull, Wien

Definition

Chronische Obstipation ist ein häufiges Problem, Schätzungen zufolge beträgt die Prä­valenz der chronischen Obstipation 2-27 % auf Bevölkerungsebene – selbst geben weltweit etwa 12 % an, davon betrof­fen zu sein. Das Ausmaß des Problems dürf­te jedoch unterschätzt werden, da zumindest zwei Drittel der betroffenen nicht me­dizinische Hilfe suchen, sondern sich selbst mit Over-the-counter-Medikationen versor­gen. Eine Obstipation findet sich häufiger bei Frauen gegenüber Männern, bei Kindern gegenüber Erwachsenen sowie bei Senioren gegenüber Jüngeren. . Berufs- und Privatleben können etwa mehr oder minder stark dadurch einge­schränkt sein.

Die Klärung der Ursachen darf aber keinesfalls vernachlässigt werden, denn auch Grunderkrankungen wie Hypothyreose und Diabetes mellitus, neurologische Erkrankungen, etwa Morbus Parkinson, oder Tumoren können eine ObstipationBverursachen.

Eine chronische Obstipation, bei der eine Behandlung nötig ist, liegt vor, wenn zwei dieser Kriterien zutreffen:

  1. eine fortgesetzte Frequenz von weniger als drei Stühlen pro Woche heftiges Pressen zur Stuhlentleerung harter Stuhl
  2. Gefühl der unvollständigen Entleerung Blockadegefühl oder eine notwendige manuelle Defäkationshilfe bei mindestens einem Viertel aller Defäkationsversuche.

Eine funktionelle Obstipation wird durch eine verminderte propulsive Aktivität und durch verzögerten Stuhltransport bei der gesamten Darmpassage ausgelöst.Zu den Ursachen, vor allem bei älteren Menschen, zählen zunehmende Immobilität, zu geringe Flüssigkeitszufuhr sowie falsche Ernährung.

 

Die Folgenschwere dieser Erkrankung lässt sich allerdings nicht nur an der Beeinträch­tigung des täglichen Lebens durch die Obsti­pation selbst, sondern auch an den potenti­ellen Komplikationen abschätzen – zu diesen zählen Stuhlimpaktion (paradoxe Diarrhoe), Druckulkus (Ulcus recti), Blutung und Perforation sowie Blasenentleerungsstörung. Im fortgeschrittenem Zustand können Symptome des Rückstaus wie Völlegefühl, Appetitlosig­keit etc. bis hin zum Ileus-Bild auftreten. Beachtung finden sollte in diagnostischer wie auch therapeutischer Hinsicht, dass Ob­stipation eine subjektive Empfindung des Patienten ist und durch eine Fokussierung einzig auf die Stuhlfrequenz nur ungenü­gend erfasst wird. Gemäß den Rom-Ill-Kriterien wird die funktionelle Obstipation (siehe Tab. 1) daherdurch verschiedene Stuhlgangs­beschwerden beschrieben.

Während mindestens 3 der vorhergehenden 6 Monate dauernd oder intermittierend:
• mindestens 2 der folgenden Kriterien in mehr als 25 % der Zeit:
- starkes Pressen beim Stuhlgang
- klumpiger oder harter Stuhl
- Gefühl der inkompletten Entleerung
- Gefühl der anorektalen Obstruktion/Blockierung
- manuelle Manöver zur Erleichterung der Defäkation
- weniger als 3 Entleerungen pro Woche
• kaum weicher Stuhlgang ohne Laxantien
• kein Reizdarmsyndrom

Ursachen

  • wenig Flüssigkeitszufuhr
  • Kaliummangel
  • zu wenig Bewegung
  • wenig Ballaststoffe
  • neurogene Störungen
  • mechanische Ursachen: Ileus, Tumor
  • Medikamente: Opiate
  • Obstructive Outlet Syndrom
  • Dolichocolon

Symptome

Es blutet bei hartem Stuhl oder nach dem Pressen? Suchen Sie einen Arzt auf. Sie sind über vierzig? Lassen Sie sich eine Darmspiegelung machen!
Die Blutung aus dem Darm besteht fort, auch nachdem sie alle unten stehenden Verhaltensregeln befolgt haben und der Stuhl normal geformt ist? Suchen Sie unbedingt bald einen Arzt auf und lassen Sie sich eine Darmspiegelung machen. Der Stuhl ist verformt oder wird finger- bzw. bleistiftdünn, der Stuhlrhythmus verändert sich bei sonst unveränderten Lebensgewohnheiten: Lassen Sie sich sofort untersuchen, es liegt möglicherweise eine Erkrankung vor, die den Darm einengt.

Risikopatienten; falsche Ernährung Bewegungsarmut Irritable Bowel Syndrome (IBS)

Diagnostik

A. Notwendige Untersuchungen

  1. Anamnese und klinische Untersuchung. Bei der Anamnese darf die Frage nach den Medikamenten keinesfalls fehlen. Denn verstopfend wirken außer Opiaten, Diuretika, Anticholinergika, Beta-Blockern oder Antidepressiva auch freiverkäufliche Mittel wie Antazida und Laxantien
  2. Digitorektale Untersuchung
  3. Test auf Blut im Stuhl
  4. Coloskopie mit Biopsie
  5. Sonografie Abdomen (Leber, Niere, Aszites) Sonografie Abdomen
  6. Blutlabor. Laborparameter zu erheben, gehört zur Basisuntersuchung, denn Hypothyreose, Hyperparathyreoidismus oder ein Diabetes können ebenfalls Obstipationen verursachen.

B. Weiterführende Untersuchungen

    1. Colon Transit Zeit
    2. Defäkografie: Röntgenologische Untersuchung des Entleerungsvorganges: Ist extrem wertvoll, wenn bei Verstopfung mit gleichzeitiger Entleerungsstörung der Verdacht auf einen inneren Rektumvorfall oder ein Fehlverhalten des Beckenbodens bzw. des Enddarms bei der Entleerung vorliegt. (Intussuszeption, Rectocelenbildung ( = Ausstülpung des Enddarmes).
    3. Endorektale Sonografie Endorektale Sonografie
    4. Anale Manometrie Anale Manometrie

Therapie

Sind die Befunde unauffällig, wird außer den Basismaßnahmen: vermehrt körperliche Aktivität Flüssigkeitszufuhr erhöhen faserreiche Kost zunächst eine probatorische Anwendung von Ballaststoffen empfohlen EindeutigeIndikationen für Laxantien bei Patienten mit chronischer Obstipation sind: dauernde Immobilisation, etwa Patienten nach Schlaganfall mit Lähmung psychiatrische Erkrankungen wie Demenz, Depression oder Morbus Parkinson notwendige Einnahmen von Medikamenten, die obstipations- fördernd oder – verstärkend wirken

Verhaltensregeln
Steigern Sie die Ballastmenge in der Nahrung mit viel Gemüse, Salat bzw. faserreichem Obst (z. B. Orangen, Ananas). Bananen, Birnen enthalten kaum Ballast.

Nehmen Sie 2 x täglich 1-2 Esslöffel Leinsamen (bzw. Leinsaat, braune Körner), nicht geschrotet, nicht gemahlen, als Beigabe z. B. zu Joghurt, Buttermilch, Müsli, Apfelmus, Kartoffelbrei, usw. Leinsamenbrot reicht nicht! Die darin enthaltenen Körner sind gebrannt,sie quellen nicht mehr.Geschroteter Leinsamen hat ebenfalls keine Wirkung,  weil Leinsamen nur solange quillt, wie die Faserkapsel intakt ist! Sie brauchen bei Einnahme von Leinsamen nicht mehr zu trinken wie sonst auch, um den Durst zu löschen. Körner nicht kauen! Vorheriges Einweichen nichterforderlich.

Streben Sie geformten Stuhl an; „normal“ ist die „Wurst“ (keine „Kügelchen“, kein breiiger oder „matschiger“ Stuhl). Der Enddarm sollte sich im allgemeinen entleeren, ohne dass Sie stark pressen müssen. Versuchen Sie nicht krampfhaft, täglich Stuhlgang zu erzwingen. Beachten Sie obige Faustregel.

Gehen Sie zur Toilette,wenn Sie Stuhldrang verspüren, machen Sie es kurz: entleeren, reinigen, aufstehen. Keine „Zigarettenlänge“, keine Zeitungslektüre. Suchen Sie bei Stuhldrang die nächste Toilette auf; halten Sie den Stuhl nicht länger zurück: Sie lähmen sonst auf Dauer den Entleerungsreflex und bekommen eine Verstopfung. Der zurückgehaltene „Pfropfen“ fördert Ihr Enddarmleiden.

Stärken Sie die Bauchmuskulatur durch einfache gymnastische übungen: Auf den Rücken legen, Beine anziehen, Hände in den Nacken legen, Oberkörper aufrichten.

Medikamentöse Therapieansatz

2 Kommentare

  1. ich bin 81 jahre,und habe seit meinen 20zigsten lebensjahr probleme mit meiner
    verdauung. die lezten 15 jahre kann ich ohne abführmittel nicht auf die toilette gehen.
    ich habe fast alles versucht,ich nahm sogar bittersalz aber der effeckt war leider wie
    durchfall flüssig mit bauchschmerzen verbunden,derzeit nehme ich auf anraten meiner apotheke kijimea regularis seit zwei tagen ,ohne erfolg-wenn sie mir helfen könnten wie auch immer wäre ich ihnen dankbar. vielen dank im voraus
    mit freundlichen grüßen horst waldbaur

    • Der Enddarm braucht Volumen um koordiniert entleeren zu können, ein flüssiger Stuhl ist prinzipiell sehr schlecht. Nach 60 Jahren Beschwerden sind chronische Veränderungen ausgeprägt deshalb sollte doch eine Colontransitzeit-Bestimmung und Defäkografie durchzuführen.

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