Plethysmografie

Definition

Photoplethysmographie und Licht-Reflexions-Rheographie sind synonym verwendete Begriffe. Es handelt sich um eine nichtinvasive Screeningmethode zur Funktionsbeurteilung des Venensystems der Extremitäten. Infrarotlicht einer definierten Wellenlänge mit einem Absorptionsmaximum im nahen infraroten Bereich wird in die Haut eingestrahlt, der reflektierte Anteil wird registriert und aufgezeichnet. Der Anteil des reflektierten Infrarot-Lichtes ist abhängig vom Füllungszustand der kutanen Venenplexus, der sich während eines Bewegungsprogrammes ändert.

1. Indikationen
Abklärung auf funktionale Veränderungen im oberflächlichen und tiefen Venensystem.


2. Kontraindikation

keine

 

3. Durchführung
Die Untersuchung erfolgt nach einem standardisierten Untersuchungsprogramm.
Folgendes muß beachtet werden:

  • Standarduntersuchung am sitzenden Patienten
  • Der Winkel zwischen Ober- und Unterschenkel beträgt etwa 110 Grad
  • Der Meßkopf wird druckfrei auf makromorphologisch gesunder Haut befestigt
    Die Lokalisation des Meßkopfes liegt bei der Standarduntersuchung ca. 10 cm  oberhalb des Innenknöchels
  • Der Patient führt 8 bis 10 maximale Dorsalextensionen nach Metronomtaktt     (in der Regel in 10 – 15 Sekunden) im oberen Sprunggelenk durch
  • Auf eine konstante Raumtemperatur zwischen 20 und 24 Grad Celsius ist zu achten
  • Bei pathologischen Funktionswerten erfolgt eine weitere Differenzierung mit dem Tourniquet-Test
  • Andere Untersuchungspositionen (Stehen, Kipptisch) und Meßlokalisationen  (lateraler Unterschenkel, Fuß) sind bei besonderen Fragestellungen möglich

 

4. Dokumentation
Zur Beurteilung muß die Ergebniskurve dauerhaft auf Papier oder einem anderen  Speichermedium aufgezeichnet werden.

5. Parameter

Der Hauptparameter der Untersuchungsmethode ist die venöse Wiederauffüllzeit (t0 in Sekunden. t0 wird vom höchsten Punkt der Kurve nach dem Bewegungsprogramm bis
zum Wiedererreichen eines stabilien Reflexionswertes über 5 Sekunden gemessen . Dieser kann oben, in Höhe oder unter dem Ausgangsreflex liegen.  Zur Absicherung automotisch ausgewerteter Parameter ist die zusätzliche visuelle Bewertung der Meßkurve notwendig. Es gelten folgende Bewertungskriterien:

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t0 Befund
> 25 sec. = Normalbefund
20 – 25 sec. = venöse Funktionsstörung I. Grades
10 – 19 sec. = venöse Funktionsstörung II. Grades
< 10 sec. = venöse Funktionsstörung III. Grades
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Zur Beurteilung muß die Ergebniskurve dauerhaft auf Papier oder einem anderen Speichermedium aufgezeichnet werden. Bei Abweichungen von der Standarduntersuchung müssen andere Werte zugrunde gelegt werden.

6. Fehlermöglichkeiten

Bei der Durchführung und Beurteilung der Untersuchung müssen eine Reihe von Fehlermöglichkeiten berücksichtigt werden. Die wichtigsten sind:

  • zu hohe oder zu niedrige Hauttemperatur
  • trophische Störungen, Erythem, Ekzem, Narbenbildung, Infektion oder Salbenreste  im Untersuchungsbereich
  • Bei der Untersuchung von Kindern und Jugendlichen im Standardverfahren ergeben  sich häufig auch bei gesundem Venensystem erniedrigte Werte für t0, die eine Venenkrankheit vortäuschen
  • Die ausgeprägte Einschränkung der Beweglichkeit im oberen Sprunggelenk oder  andere Beeinträchtigungen der Gelenk- und Muskelpumpen führen zu erniedrigten  Funktionswerten. Durch eine ausgeprägte arterielle Verschlußkrankheit kann t0  verlängert sein
  • Ein zu fest oder zu locker angelegter Tourniquet beeinträchtigt die Aussagefähigkeit des Tourniquet-Testes
  • Hämodynamisch wirksame Perforanten unterhalb des Tourniquets können eine nicht besserbare venöse Insuffizienz vortäuschen
  • Reduzierte Compliance des Patienten beim Bewegungsprogramm
  • Lokalisation der Meßsonde direkt über einer größeren epifaszialen Vene

7. Aussagefähigkeit

Die Licht-Reflexions-Rheographie / Photolethysmographie ist eine Screeningmethode zur orientierenden Funktionsbeurteilung des Venensystems vorwiegend hinsichtlich einer
Klappenfunktionsstörung. Sie kann auch zur Funktionskontrolle vor und nach invasiver Therapie am Venensystem eingesetzt werden. Mit Hilfe des Tourniquet-Testes kann
zwischen einer venösen Funktionseinschränkung im oberflächlichen und tiefen Venensystem orientierend differenziert werden.

Die Methode ist nicht zur Thrombosediagnostik geeignet.

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